Erika Stubenvoll-Preis 2023: Wie die Theorie zur Praxis wird

Am 06. November verlieh die Volkshilfe Wien in Kooperation mit der FH Campus Wien zum vierten Mal den Erika Stubenvoll-Preis für sehr gut beurteilte Masterarbeiten im Bereich der Sozialen Arbeit. Der Förderpreis soll Masterabsolvent*innen dabei helfen, ihre Arbeiten einer breiteren (Fach-)Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die drei Gewinner*innen erhalten ein Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro.

„Die Geschichte der Volkshilfe Wien ist eng mit der Geschichte der Professionalisierung Sozialer Arbeit verbunden“, erklärt Tanja Wehsely, Geschäftsführerin und selbst Absolventin der FH Campus Wien. „Denn was aus der mildtätigen Armenversorgung des vorigen Jahrhunderts kam, ist heute ein breites Feld zielgerichteter Methoden mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe, aber auch Ansätzen, strukturelle Benachteiligungen zu beseitigen. “

„So divers Menschen und ihre Bedarfslagen sind, so vielseitig ist auch die Disziplin der Sozialen Arbeit. Wissenschaft und Forschung sind die Grundpfeiler von professioneller Sozialarbeit. Wir freuen uns daher, dass die Volkshilfe Wien gemeinsam mit der FH Campus Wien den „Erika Stubenvoll-Preis“ bereits zum vierten Mail auslobt und der Forschung im Bereich Soziale Arbeit zu mehr Sichtbarkeit verhilft“, sagt Elisabeth Steiner, Leiterin des Departments Soziales an der FH Campus Wien.

Von der Theorie in die Praxis – Masterarbeiten der FH Campus Wien fließen in die Arbeit der Volkshilfe Wien ein

„Wie findet Theorie zur Praxis – diese Frage muss immer gestellt werden, wenn es um die Anwendung von Wissenschaft geht. Die Antwort –wenn es um Soziale Arbeit geht – ist einfach: hier in dieser Fachhochschule. Die heute preisgekrönten Masterarbeiten zu Sozialer Arbeit zeigen, dass komplexe gesellschaftliche Fragen und Problemstellungen akribische wissenschaftliche Arbeit erfordern, die wiederum dazu beitragen können, die alltägliche Praxis in der Sozialen Arbeit und damit die Lebenssituationen der Menschen zu verbessern. Das besondere auch dieser heute prämierten Arbeiten ist, dass die Sozialarbeitsforschung mit dazu beiträgt, marginalisierten Bevölkerungsgruppen eine Stimme zu geben und deren Anliegen im gesellschaftlichen Kontext zu betrachten“, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

Die drei prämierten Masterarbeiten greifen komplexe aktuelle Themen auf und leisten damit einen Beitrag zur fachlichen Professionalisierung der Sozialen Arbeit.

Clara Wuigk widmete sich dem „Kartographieren des Chaos. Eine Lebensweltliche Annäherung an das Phänomen des ‚pathologischen Hortens‘“ dem Thema „hoarding disorder“.

Sarah Peitler zeigte in ihrer Masterarbeit „Auszug in die Ungewissheit. Bedürfnisse von psychisch erkrankten Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach der Fremdunterbringung in Wien“, mit welchen Hindernissen junge Menschen („Care-Leaver“) kämpfen.

Fabian Kos unterstrich mit seiner Arbeit „Organisations- und Führungsethik in der Sozialwirtschaft. Empirische Erkenntnisse über Unternehmenswerte und den Umgang mit moralischen Problemen auf mittlerer Managementebene“ die soziale Verantwortung von Unternehmen.

Ein Wunsch – drei Antworten

Durch den Abend führte Mische Bahringer von der Volkshilfe Wien. Am Podium sprachen die Preisträger*innen gemeinsam mit Elisabeth Steiner und Tanja Wehsely über ihre Arbeiten und besondere „AHA-Erlebnisse“.

Zum Abschluss schlüpfte Bahringer in die Rolle der berühmten Wunschfee und fragte: „Wenn ihr einen Wunsch frei habt, was würdet ihr euch als Conclusio eurer Arbeit wünschen?“

„Wichtig wäre, dass das pathologische Horten nicht einseitig, sondern von verschiedenen professionellen Standpunkten aus bearbeitet wird. Sammeln und Horten sollte einfach mit weniger Aufgeregtheit betrachtet werden können! – das würde viel Druck rausnehmen…“ so Clara Wuigk.

Sarah PEITLER „Das Anheben des Rechtsanspruchs auf Betreuung von 18 auf 21 Jahre – das würde die Situation der Jugendlichen erheblich erleichtern und ihnen persönlich bei der Stabilisierung helfen“ erklärte Sarah Peitler. Denn die derzeitige gesetzliche Lage besteht ein Rechtsanspruch auf Betreuung für fremduntergebrachte Jugendliche nur bis zum 18. Lebensjahr.

„Ich wünsche mir, dass Räume geschaffen werden, in denen innegehalten wird. Es braucht Plätze, wo Moral und ethische Aspekte der Führung in Unternehmen mit öffentlichem Auftrag diskutiert und abgewogen werden können,“ antwortete Fabian Kos, der sich mit Moral und Ehtik im Management beschäftigte.

Alle drei Forschungsthemen werden praktische Umsetzung in der Arbeit der Volkshilfe Wien finden. Wir bedanken uns für die Einreichungen und gratulieren den Gewinner*innen!